Kurz vor Weihnachten letzten Jahres habe ich meine langjährige Freundin gefragt, ob sie mich im März nach Sylt begleiten würde, weil ich für einen Roman, den ich schreiben möchte, eine Recherche machen wollte. Sie ahnte nichts von meinem zusätzlichen Grund, dass ich mich mir selber gegenüber verpflichten möchte. Sie sagte zu! Wie schön! Ich habe mich total gefreut und habe ziemlich schnell eine Ferienwohnung für uns drei – mein Hund sollte mitkommen – gefunden. Fix waren die Fahrkarten für den Autoreisezug zum Sparpreis gebucht und nun konnte Weihnachten ganz gelassen kommen.

So ganz nebenbei stand Sylt auf meiner persönlichen Löffelliste – die Liste mit den Dingen, die ein Mensch erledigen möchte, bevor er den Löffel abgibt – und ich konnte mir diesen Wunsch nun bald erfüllen.

Die Zeit ab Weihnachten bis März bezeichne ich mal als Verlobungszeit mit mir persönlich. Ich überlegte mir sehr gut, wie ich mir mein weiteres Leben gestalten wollte nach den folgenden Punkten:

  • Wer will ich sein?
  • Wie will ich sein?
  • Wo will ich sein?
  • Was will ich für mich tun?
  • Was will ich für andere tun?
  • Wer darf mich auf meinem Weg begleiten?
  • Was und wen will ich loslassen?
  • Welche Werte will ich leben?
  • Womit möchte ich meinen Lebensunterhalt verdienen?

Mit diesen Fragen habe ich mich in den Wochen vor der Reise auseinandergesetzt!

Ich bin da ziemlich klar mit mir und meiner kleinen Gabi in mir ins Gericht gegangen. Denn es zeigten sich plötzlich innere Bilder in mir, die nicht so schön anzusehen waren. Als ich ca. 4-5 Jahre alt war, sperrten mich meine Oma und mein jüngerer Onkel öfter in den Keller ein, wenn sie mich gerade nicht gebrauchen konnten. Oder wenn meine Oma Herrenbesuch bekam, in der Zeit, in der ich bei ihr geparkt wurde. Ich bin immer noch voller Mitgefühl für mein inneres Kind und bin bewusst durch diese aufkommenden Gefühle gegangen und habe mal wieder die oben aufgeführten Fragen auch für mich geklärt. Ich war wieder klarer in mir und bin voller Vorfreude nach Sylt gefahren.

Rückwärts!!! Der Reisezug fuhr rückwärts auf die Insel und so konnte mein Hund als erster die Insel auf sich zukommen sehen, denn er sitzt immer mit dem Rücken an der Rückbank gelehnt beim Fahren im Auto. Dog first!

Ich gönnte es ihm und erfuhr später, dass der blaue Autoreisezug wohl immer „Rückwärts“ fährt.

Wir kamen bei super Wetter an, hatten Sonnenschein und nach dem Einzug in die schöne Wohnung fuhren wir nach Westerland. Schlenderten durch die Straßen, gingen an den Strand, der Hund spielte im Sand, wir tranken einen Cappuccino im Sonnenschein und dann wieder auf der Friedrichstr. sah ich ihn! Den schönen Ring, mein Symbol für mein Ritual, meiner Verpflichtung zu mir. Ich kaufte ihn aber noch nicht und konnte im Wissen, dass es ihn gibt, erstmal Lebensmittel einkaufen gehen. Wir arbeiteten unsere Liste ab und die nächsten Tage haben wir uns viel angesehen. Ab dem nächsten Tag erlebten wir Regen und Stürme, haben viel mit Schirmen erlebt und unser Programm mit Spaß durchlebt. Trotz des Wassers von oben haben wir die positiven Energien dieser Insel in uns aufgesogen.

Nach ein paar Tagen waren wir erneut in List und in einem Schmuckladen in der Alten Tonnenhalle lag er wieder. Mein Ring, den ich in Westerland entdeckt habe, lag hier auch! Des Rätsels Lösung war: Es handelte sich um eine Filialkette und das Sortiment ist eben gleich. Egal, denn jetzt kaufte ich ihn und freute mich total. Ich brachte meine Freundin und meinen Hund zurück in die Ferienwohnung nach Morsum und fuhr allein nach Westerland.

Dem Universum sagte ich, dass ich mir einen Parkplatz ganz in der Nähe eines netten Cafés wünsche und mich gerne von meiner inneren Stimme leiten lassen möchte. Denn das Versprechen, meine Verpflichtung für mich wollte ich in einer romantischen Atmosphäre abgeben.

Das Navi habe ich ausgeschaltet und fuhr nach der Anweisung meiner inneren Stimme. Es ging durch kleine Straßen und ich fand einen Parkplatz genau in so einer kleinen Straße vor einem kleinem Laden. Von außen war alles sehr bunt gestaltet und es gingen Menschen rein und es kamen wieder welche heraus. Meine energetische Neugierde war geweckt und so trat ich ein. Es war ein bezauberndes Café und ich staunte nicht schlecht! Wie schnell das Universum liefert und das so zuverlässig!

 

Wie schnell das Universum liefert!

 

Dieses wirklich niedliche Café heißt „Maleika“ und ist eine Mischung aus altem Caféhaus und einer Portion Kitsch. Bunt und schrill, altbacken und selbstgebacken.

Hier war ich genau richtig!

Mein gewünschtes Ambiente!

Hier heirate ich gleich! Nämlich mich!

Mein Herz hüpfte in mir! Let´s go, baby, it is your time!

Ich bestellte mir einen Cappuccino und ein Stück Hochzeitstorte. Ich nahm mir einen Stift und einen Zettel und schrieb mir auf, was nicht mehr zu meinem Leben gehört:

  • Ich lasse mich nicht mehr manipulieren und anlügen!
  • Ich verkehre mit keinem Alkoholiker oder süchtigen Menschen mehr in meinem Privatleben. Beruflich kann ich das aushalten, weil das mein Beruf eben öfter mit sich bringt.
  • Ich verkehre nicht mehr mit Co-Abhängigen und narzisstischen Menschen, weil diese Kapitel in meinem Leben jetzt überwunden sind.

Ab heute habe ich nur noch gesunde und positiv denkende Menschen um mich, die mir gute Gefühle machen! Alle Anderen lasse ich aus meinem Leben tragen und vertraue auf die Führung des Universums. Ich vertraue meinem Leben!

Mein Ehegelübde: (gekürzte Version, Rest ist privat)

Ich will mich ehren und achten bis zum Ende meines Lebens. Ich werde mich durch mein Leben lieben und mich ab jetzt immer an die erste Stelle meiner Lebenspriorität stellen. Ich werde meinen Seelenort, mein nächstes zu Hause finden und dort nach meinen eigenen Vorstellungen glücklich leben.

Ich nehme diesen Ring als Zeichen meiner Selbstverpflichtung nur noch für mich und mein Tun verantwortlich einzustehen. Ich bin voller Selbstliebe. Ich trage ihn immer, besonders wenn ich mich allein und einsam fühle! Dieser Ring ist ein Zeichen für mich, damit ich meinen eigenen Weg durch mein Leben gehe. Ich bin bereit, von heute an mein ganzes Wesen und mein Leben zu lieben. Meine Selbstliebe verwandelt mich in eine Quelle der Liebe und Inspiration für jedes Wesen, das mir begegnet. Möge meine Heirat mit mir selbst zum Wohle aller Wesen sein.

Gabi

 

Ich steckte mir den Ring an und fühlte so viel Liebe in mir. Da hat es doch tatsächlich fast 57 Jahre gedauert, bis sich alle inneren Bilder meiner abgespeicherten Kindheit gezeigt haben.

Ich habe sie liebevoll gewandelt und ihnen mit den dazugehörigen Emotionen einem Platz in meinem Herzen gegeben.

Damit kam dieses Freiheitsgefühl in mir hoch. Sylt ist der ideale Platz für mich, um in diese Transformation zu gehen. Sylt hat mir gezeigt, wie Ruhe und Gelassenheit noch intensiver gehen. Ich hatte es vor lauter Einsammeln meiner Seelenanteile in den letzten Jahren echt vergessen.

Sylt heißt auch Abschied vom Norden zu nehmen. Sylt wird immer in meinem Leben sein, die Dünen, die Reetdächer, das Wasser, der Geruch und die Möwen am Strand.

Auch der 5.- € Cappu in der Sansibar, der es echt wert war!

Ich habe etwas zum Abschluss gebracht und mir die Selbstliebeverpflichtung gegeben. Jetzt kann ich loslassen, was mir nicht mehr dienlich ist, was nicht mehr zu mir gehört. Neue Ziele angehen und mich auf das freuen, was das Leben noch so bereithält.

Möge der Ring an meinem Finger ewig funkeln!

Ich bin ich und grüße dich herzlich,

Gabi