Letzte Woche hatte ich bereits in dem ersten Teil dieser Serie über Burnout bei Kindern berichtet. Nun folgt der zweite Teil mit Symptomen bei Kindergartenkindern. Burnout ist ein moderner Begriff und enthält verschiedene Symptome in sich. Eines davon ist die Depression, die wir von den erwachsenen Menschen kennen. Aber eine Depression wird in unserer Welt schon als ein normales Problem eingestuft.

Wer hat das Problem?

Der betroffene Mensch?

Die Gesellschaft?

Darüber können wir bestimmt Stunden lang Diskutieren.

Was sind die Auslöser einer Depression?

Der Mensch selber?

Oder rührt das schon von der Kindheit her?

Manche Menschen scheinen die Antwort zu wissen: Die Gene….ja es sind die Gene! Von der Mutter/dem Vater geerbt, die/der selber depressiv war und sich tagelang ins Bett zurückzog.

Aber mit niemanden darüber reden, weil es ein Familiengeheimnis ist!

So oder ähnlich können Kinder tatsächlich geprägt worden sein durch das vorgelebte Verhalten der Bezugspersonen. Da ich keine Medizinerin bin, kann ich mich nicht über die erbbiologischen Gründe äußern.

Aber dann habe ich noch parallel die Entwicklung unserer Medien und den ständigen Umgang damit beobachtet sowie den psychischen Druck der Erwachsenen, immer präsent sein zu müssen. Dazu gehört auch der Glaube, dass jeder Mensch an seinem Arbeitsplatz ersetzbar ist!
Das hat zur Folge, dass die Eltern sich viel mehr mit dem Computer, Tablett, Smartphone, iPhone, Fernseher und dem normalen Telefon beschäftigen und in dieser Zeit für ihr Kind nicht ansprechbar sind – oder aber bei der Ansprache durch das Kind genervt sind. Die Kommunikation mit der Außenwelt ist manchmal halt wichtiger, als die Gespräche mit dem Kind.

So, und nun spanne ich den Bogen mal zu einem Beispielkind der heutigen Welt.

 

Jetzt schauen wir uns doch bitte einmal ein Kindergartenkind von 5 Jahren an.

 

Eddy steht um 5.00 Uhr auf, ist früh….ja, aber das macht er eben. Die Eltern müssen erst um 6.oo Uhr aufstehen und brauchen ihren Schlaf, um das eigene Tageswerk zu schaffen. Was haben sie ihrem Kind beigebracht? „Lass uns schlafen, drücke den roten Knopf am Fernseher und warte bis wir aufgestanden sind!“

Um 6.30 Uhr kümmert sich die Mutter um Eddy, frühstückt mit ihm, waschen, Zähneputzen und anziehen. Kindergartentasche packen…ach das Handy klingelt. Die Freundin.…20 Minuten später hetzt sie mit ihrem Sohn in die Kita. Jacke aus, Tag sagen, Sohn reinschieben, Schmatz und Tschüss!

Der Vater ist irgendwann dazwischen schon zur Arbeit gefahren, hat Eddy gar nicht mitbekommen.
Der Junge ist nun von 7.30 – 17.00 Uhr im Kindergarten, ein langer Arbeitstag, wie ich finde.
Um 17.00 Uhr schließt die Einrichtung und manchmal sind die Eltern unpünktlich, haben ihn auch schon vergessen! Die Erzieher haben immer wieder ein paar Gespräche mit den Eltern geführt und die sind mit Allem überfordert, weil sie so viel arbeiten müssen.

Wir wollen dem Kind was bieten.

Wenn Mama zum Beispiel ihren Jungen abholen kommt, hat sie fast immer das Handy am Ohr und gestikuliert ihren Sohn mit der freien Hand aus dem Raum, er soll sich anziehen und ruhig sein. Ein kurzer Winker an das Betreuungspersonal und ab ins Auto. Handy in die Freisprecheinrichtung und weiter gequatscht.

 

Wenn die Zeit für das Kind nicht vorhanden ist

 

Eddy sitzt hinter ihr im Auto und hält seinen Mund. Er kennt das schon! Reden darf er nur in der Kita oder bei Oma.

Schnell noch einkaufen oder zum Schwimmunterricht und dann Abendessen und ins Bett. 19.30 Uhr liegt er im Bett und wenn der Vater nach Hause kommt, schläft Eddy schon. Am nächsten Morgen…..er soll funktionieren!

Da es so schon viele Jahre geht, so lange wie Eddy im Kindergarten ist, bekommen die ErzieherInnen die Veränderungen bei Eddy oft als Erste mit.

Eddy erzählt ganz viel, er spricht und schreit immer dazwischen! Sehr laut! Wenn er nicht gleich beachtet wird, weint er oder haut andere Kinder. Er schmeißt mit Spielzeug um sich und kratzt unheimlich gerne. Eddy macht auch manchmal in die Hose, wenn er sein Körpergefühl beim Spielen vergisst. Übel, denn die Mutter spricht in ihr Handy zu ihrer Freundin, wie traurig sie darüber ist. Der Junge macht so viel Arbeit!

Ach…und er kennt alle Zeichentrickfilme, die am frühen Morgen im TV laufen sehr gut. Er spielt sie auch nach. Geschichten?

Bücher und Märchen? Nein die kennt er leider nicht. Rapunzel und die Bremer Stadtmusikanten, wo wohnen die denn?

Eddy hat privat kaum Freunde, denn er geht nach dem Kitaalltag noch zum Schwimmunterricht und folgt seiner Mutter auf den Reitplatz. Dort schläft er meistens gemütlich im Heu ein, wenn die Mutter mit dem Pferd unterwegs ist. Er weint sich in den Schlaf und das Lachen ist ihm schon vor langer Zeit vergangen.

So oder ähnlich läuft es in sehr vielen modernen Familien ab. Die Kinder sollen funktionieren wie kleine Roboter, sind mit dem Leben überfordert – wie ihre Eltern auch so oft.
Leider ist es den meisten Eltern nicht bewusst, wie sie leben oder sie spielen die Wahrnehmung anderer Menschen einfach runter. „Was sie denn haben!“

Sollte ein Arzt dann die Diagnose Burnout oder Depression stellen, bekommt das Kind ein aufhellendes Mittelchen und schon geht’s weiter im Trott!

Mein Tipp für heute:

Führe ein Ritual ein! Koche ein Abendessen gemeinsam mit deinem Kind ein Mal die Woche. Lasse es schnippeln und übe dich in Geduld. Dein Kind wird die gemeinsame Zeit mit Dir genießen und dankbar dafür sein!

Bedenke: Du hast dein Kind nur eine begrenzte Zeit bis es das Haus verlässt! Nutze diese kostbare Zeit! Mache es zu einer gemeinsamen Zeit!

In der nächsten Woche schreibe ich über ein Grundschulkind und seine Eltern, um weiterhin zu erklären, wie es Kindern ergehen kann, die nicht genug Aufmerksamkeit erhalten und ständig am Kraftlimit existieren müssen.

Solltest Du Unterstützung benötigen und möchtest du meine Arbeit in Anspruch nehmen, dann stehen dir meine Beratungsangebote zur Verfügung.
Wenn du Fragen an mich hast oder etwas zu diesem Eintrag beitragen möchtest, dann würde ich mich über einen Kommentar freuen.

 

Ich wünsche dir eine schöne Herbstwoche,

herzlichst Gabi

 

 

Bildquellen:

Beitragsbild: istock-000017937764 small Child on inflatable bouncy castle

Lies auch die anderen Artikel aus der Serie „Burnout bei Kindern“

Burnout bei Kindern – Teil 1

Burnout bei Kindern – Teil 3

Burnout bei Kindern – Teil 4